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Das Käsedilemma

  • Immagine del redattore: Anna Maria
    Anna Maria
  • 26 gen 2024
  • Tempo di lettura: 4 min

15. - 18. März -- 143. - 146. Reisetag


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Am nächsten Abend fand ich den wohl schönsten Schlafplatz meiner Reise. Es war noch relativ früh am Nachmittag als ich, dem Meer entlang-reitend Ausschau hielt nach einem grünen Fleck mit essbarem Gras für die Pferde und Wasser. Ich hatte schon auf Google Maps ein bisschen vorausgeschaut und wusste dass nach einigen Kilometern wieder eine Siedlung kommen würde. Da entdeckte ich es zu meiner Rechten, zwischen mir und dem Meer, ich überquerte eine kleine Brücke und band die Pferde an einen alten Maschendrahtzaun. Ich sattelte ab und konnte ganz gemütlich alle über den Zaun hängen. Nachdem ich den Zaun aufgestellt hatte brachte ich die Pferde zum kleinen Bach. Die Böschung war ziemlich steil und sie konnten nur mit Mühe trinken. Bamiro liess es bleiben, er trank meistens nur einmal am Tag, den Rest nahm er über das frische Gras auf. Rhiannon hingegen trank gierig und als er fertig war brachte ich sie auf die Weide.


Durch die Winterstürme war hier die Wiese zu einer Terasse geworden, mit einem Höhenunterschied von ca. 1.5 Metern zum Strand. So stellte ich das Zelt kurz vor den Abriss und ging mir dann Wasser aus dem Fluss holen für mich und Sparta. Ich saugte es mit meinem Wasserfilter an und pumpte es in meine Flaschen. Den Filter hatte ich von meinem Vater geschenkt bekommen und ich glaube es war das erste Mal auf dieser Reise dass ich ihn gebrauchte. Er funktionierte einwandfrei und bevor ich wieder auf meine Wiese kletterte, sprang ich noch kurz ins Meer.


An diesem Abend kochte ich mir eine von meinen Tütensuppen. Eigentlich bin ich grundsätzlich gegen Fertignahrung, doch mit der Zeit hatte ich rausgefunden das es so viel einfacher, schneller und leichter für uns alle war.

Der Sonnenuntergang an diesem Ort war einfach magisch und ich konnte nicht umhin mir zu überlegen ob ich noch einen Tag bleiben sollte, doch leider reichte das Pferdefutter nicht, wie ich am nächsten Morgen feststellte. Das zarte grüne Pflänzchen mit den gelben Blüten, was sicherlich zur Gattung der Klee-Arten gehörte, hatten sie nicht angerührt. Zum Glück waren auch noch ältere, hohe Grasbüschel vorhanden an denen sie sich satt gegessen hatten.


Der nächste Tag führte mich durch verschiedene Weiler über Haupt- und Nebenstrassen zu zwei Brüdern die mich bereits erwarteten. Es war eine regelrechte Auffanglinie für mich organisiert worden durch meine kampanischen Freunde. Einer von ihnen hatte sehr viele Kontakte, natürlich alle in der Pferdewelt und schickte mir regelmässig Nummern und Standorte bei denen ich mich melden konnte. Ich war froh darum, denn in so dicht besiedelten Gebieten ist es nie einfach einen guten und auch angenehmen Schlafplatz zu finden. Ich mag es unbeobachtet und ungestört zu bleiben am Abend.


Am nächsten Morgen bekam ich von den Geschwistern noch einen ganzen 1kg Käse mit auf den Weg, den ich trotz meiner lauten Proteste, dass das viel zu viel sei für mich und zu schwer für das Pferd, annehmen musste. Und so machten wir uns wieder auf den Weg. Wieder auf Teerstrassen… Der Aufregung des Tages begegnete ich ca. einer halben Stunde nach meinem Abritt. Ich war auf einer kleinen Nebenstrasse zwischen einem Dorf und der Kleinstadt Paola als ich auf einer Wiese zwischen Olivenbäumen ein Pferd angebunden sah. Mir fallen natürlich immer alle Pferde auf, doch dieses war besonders schön. Als ich kurz darauf an einer Bar vorbeikam und die neugierigen Blicke der Männer erwiderte, sprach mich ein junger Mann an und fragte mich die üblichen Dinge. Ich hielt an, beantwortete die Fragen in aller kürze und ging dann meiner Wege.

Ich hatte keinen guten Tag, grundsätzlich war meine Stimmung heute eher düster und hinzu kam noch der blöde Käse, der mich beschäftigte. Ich würde ihn nie und nimmer essen können, und klar wäre er nicht vollkommen verschwändet, denn Sparta hätte ganz sicher nichts gegen diese gourmet Zutat in ihrem Essen einzuwenden, doch für mich ist es immer sehr schwer Lebensmittel wegzuwerfen. Ich weiss genau wieviel Zeit und Aufwand Käseherstellung benötigt, vor allem so ein Ziegenkäse wie der hier. Zu alle dem mag ich Käse nicht besonders, auf jeden Fall nicht in diesen Mengen! Ich fühlte mich schon jetzt schlecht bei dem Gedanken das Geschenk nicht richtig wertschätzen zu können und es dem Hund verfüttern zu müssen…

Versunken in meine düsteren Käsegedanken rief ich Sara aus Minturno an um ein bisschen mit ihr zu reden. Ich machte das in dieser Zeit mindestens einmal am Tag, nicht nur wenn ich mich langweilte oder es mir schlecht ging, sondern auch weil sie sich sorgte und jede Nacht genau wissen wollte wo ich schlief und wem ich begegnet war. Ich hatte also einen meiner Kopfhörer im Ohr und redete als ich eine Veränderung an Bamiros Haltung bemerkte. Ich drehte mich um und tatsächlich war da das schöne Pferd von vorhin hinter uns, mit dem jungen Mann aus der Bar als Reiter. Ich konnte es nicht fassen… er war nach unserer Begegnung zu seinem Pferd geeilt, hatte es gesattelt und war hinter mir her getrabt um mich einzuholen.

Ich seufzte und war genervt. An diesem Tag hatte ich weder Lust meine ganze Geschichte nochmals irgendeinem Fremden erzählen, noch irgendwelche Avancen zurückweisen zu müssen. Ich redete also weiterhin mit Sara und ignorierte ihn. Er folgte mir bis in die Stadt hinein, wo er mich überholte und dann irgendwo einen anderen Weg als ich einschlug. Nur einmal hatte er versucht mich anzusprechen und ich hatte ihn vielleicht ein wenig zu harsch abgewiesen. Danach blieb er ruhig hinter mir. Erst als er weg war merkte ich wie angespannt ich war, nicht weil ich ihn als Bedrohung einstufte, sondern weil ich ihn einfach als lästig empfand an diesem Tag. Andererseits tat er mir auch leid, denn vielleicht war ich ja völlig zu unrecht so unfreundlich gewesen.


An diesem Nachmittag kam ich auf einen Wohnmobil Stellplatz der auch ein paar Pferde hatte. Die Pferde bekamen ein grossräumiges Paddock mit Heu und frischem Gras, Sparta und ich bekamen einen Bungalow. Abends wurde ich von der Familie zum Abendessen eingeladen. Ich blieb dort noch eine Nacht länger als geplant, denn am nächsten Abend wollte eine Journalistin vorbeikommen um ein Interview mit mir zu machen und am Tag meiner Abreise dann ein paar Fotos für ihren Artikel.




 
 
 
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