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Nordwind

  • Immagine del redattore: Anna Maria
    Anna Maria
  • 13 dic 2021
  • Tempo di lettura: 3 min

2. Dicembre - 8. Dicembre --- 35.-41. Reisetag

Es fällt mir immer noch schwer um Hilfe zu bitten. Schon immer war das so, aber diese Reise bringt diese Schwäche nun sehr zutage. Vor allem bei schlechtem Wetter versuche ich immer einen Platz zu finden, damit weder die Pferde noch die ganze Ausrüstung nass werden. Ich bin mit einer grossen Selbständigkeit aufgewachsen, war immer der Meinung ich könne alles auch alleine schaffen. Natürlich kann ich das, doch zu welchem Preis? Es kostet mich viel Überwindung mir helfen zu lassen, denn ich bin danach so überfüllt mit Dankbarkeit, dass ein einfaches “Danke” nicht genug ist. Doch was kann ich in meiner Situation mehr machen? Ich habe nichts Materielles zu verschenken, ich habe nur meine Arbeitskraft und meine Erzählungen. Auch wenn mir einige gesagt haben, dass es genau das ist, was ihnen Freude macht, meine Geschichte, meine Gesellschaft, einen Abend mal anders zu verbringen, fühle ich mich als ob ich ihnen etwas schulden würde. Es fällt mir schwer das Geschenk der Gastfreundschaft einfach so anzunehmen…

Und deshalb danke, danke an all die die mich unterstützen, danke für all eure Hilfe, für all eure Freundlichkeit, für euer Feuer und euer Essen! Danke, danke, danke…


Zurück zu den Tatsachen, nach diesem Exkurs in die Welt der Gefühle.

Mittwoch 15:21. Ich befinde mich im Clubhaus vom Reitstall “il cantuccio” nördlich von Siena. Ich durfte einen Tag länger hier bleiben, draussen Regnet und Stürmt es.

Als ich von Enzo zurück zum Stall gebracht wurde, musste ich lange warten bis die Pferde trocken waren. Erst wenn der Schlamm getrocknet ist, kann ich ihn wegbürsten und somit Aufschürfungen auf der Sattellage vermeiden. Während die Pferde unter ihren Decken trockneten, beobachtete ich das Wetter. Es regnete stark, hörte für eine Weile auf, und fing dann wieder an. So ging es den ganzen morgen, sodass ich mich entschied trotz dem Unwetter loszureiten… Doch als ich losritt, hörte der Regen nicht mehr auf, und ich verbrachte vier Stunden im kalten Nass. Durch den vielen Regen waren die wunderschönen Strassen alle aufgeweicht und matschig, und da der Boden hauptsächlich aus Lehm besteht, waren diese Stunden eine sehr rutschige Angelegenheit. Ein Bild hab ich noch besonders vor Augen: Wir reiten einen kleinen Hügel hinab, und ich fühle dass Rhiannon von hinten nach vorne drängt. Ein wenig verstimmt durch diese Frechheit, drehe ich mich um und will ihn zurechtweisen, doch da sehe ich dass er mit allen vier Beinen, ausgestreckt, den Hang hinabschlittert, das Gewicht auf seinem Rücken hin und her schaukelnd. Mich überkommt diese kalte Ruhe, die ich von schwierigen Situationen gut kenne. Glücklicherweise findet er, unten am Hang, wieder Halt auf ein paar Grasbüscheln.

Trotz des schlechten Wetters, konnte ich zwischen den Nebelfetzen die Landschaft sehen, die auf den Postkarten der Toskana zu sehen ist: die sich stolz erhebenden Zypressen-Reihen, die runden, farbigen Eichen, die grossen, alten Güter, die Weinberge, die Olivenhaine.. Traumhaft schön!

Nach diesem aufregendem Tag, war ich heilfroh einen Platz zum Schlafen zu haben, in einem Häuschen mit Ofen, damit ich all meine Kleider trocknen konnte.

Am nächsten Tag ritt ich mit dem ersehnten Sonnenschein weiter nach Süden, umrundete San Gimignano und erreichte Abends mein Quartier. Ich blieb dort auch den nächsten Tag hindurch, da es wieder regnete und stürmte, und, die Zeit nutzend, putzte ich die dreckige Ausrüstung, raspelte die Hufe der Pferde und ruhte mich aus.

Der darauf folgende Tag war zwar sonnig, aber immer noch sehr windig. Nach einem kurzen Ausflug nach San Gimignano, ein wunderschönes altes Städtchen, querte ich einige Flüsschen und ein wunderschönes Wäldchen. Als ich kurz vor einer Ortschaft war, hörte ich von Rechts einen Ruf, eine Einladung zum Kaffee. Ich drehte um und bog ab, auf eine kleine Lichtung, auf der unter einem Regendach eine Gruppe von Leuten gerade ihr Mahl beendet hatten. Es war eine Wandergruppe aus Napoli, die die Via Francigena entlangwanderten, und die Besitzer des “Campingplatzes”, Monica und Giovanni. Diese luden mich ein dort zu übernachten, wärmten mir die Reste auf, brachten Wein und Bier und fanden sogar noch ein wenig Heu für die Pferde. Und so blieb ich dort, baute nach dem Essen für die Pferde eine Weide auf der Nachbarswiese und stellte mein Zelt unter das Dach.

Die zwei darauffolgende Tag verliefen ruhig und schön. Ich wurde von der Sonne begleitet und wanderte durch die sanften Hügel, immer Richtung Süden.




 
 
 
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